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ZVDH - Geflüchtete kommen im Arbeitsmarkt an

23.02.2024
Thomas Münch

 

23. Februar 2024 - PRESSE ZVDH

 

Geflüchtete kommen im Arbeitsmarkt an

Geflüchtete, die vor allem in den Jahren 2015 und 2016 nach Deutschland gekommen sind, finden hierzulande immer häufiger einen Job und wechseln zunehmend von Hilfskraft- in Fachkrafttätigkeiten oder steigen direkt als Fachkraft ein. Der sogenannte Gender Gap bei der unbezahlten Sorgearbeit ist bei Geflüchteten teilweise sogar geringer als bei vergleichbaren Paaren mit und ohne Migrationshintergrund. Das sind die zentralen Ergebnisse zweier Studien von Forscherinnen des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) im Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. In die Studien einbezogen wurden Geflüchtete, die von 2013 bis 2020 nach Deutschland gekommen sind, meist in den Jahren 2015 und 2016. Als Datengrundlage diente das SOEP und die darin integrierte sogenannte IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten.

Über die Hälfte der Geflüchteten ist als Fachkraft tätig

Die Erwerbsbeteiligung der betrachteten Geflüchteten ist mit der Zeit deutlich gestiegen. Insbesondere Männer arbeiteten im Jahr 2020 deutlich häufiger als vier Jahre zuvor (55 statt 16 Prozent). Unter den Frauen stieg die Erwerbstätigkeit auf niedrigerem Niveau ebenfalls, von sechs auf 17 Prozent. Geflüchtete arbeiten zunächst vor allem als Hilfs- oder Fachkraft. Über den Zeitverlauf zeigt sich jedoch, dass vor allem Männer immer häufiger in Fachkrafttätigkeiten kommen – inzwischen arbeitet ein Drittel der 18- bis 65-jährigen geflüchteten Männer in dieser Position. Betrachtet man nur die erwerbstätigen Geflüchteten, sind sogar mehr als 60 Prozent als Fachkraft tätig.

Grafik: DIW Berlin

Die Mobilität der Geflüchteten ist dabei höher als in der restlichen Bevölkerung in Deutschland. Unter den Geflüchteten wechseln vergleichsweise viele in andere Positionen, vor allem von Hilfskraft- in Fachkrafttätigkeiten. Vor allem im Ausland erworbene berufliche Qualifikationen und der Erwerb eines deutschen Bildungsabschlusses wirkten sich günstig aus, so die Studienautorin Elisabeth Liebau, wissenschaftliche Mitarbeiterin des SOEP im DIW Berlin. Aber auch das Erlernen der deutschen Sprache sei ein wesentlicher Faktor, um sich in der Arbeitswelt zu positionieren und den Wechsel von einer Hilfskraft- in eine Fachkrafttätigkeit zu schaffen.

Gender Care Gap

Die zweite Studie untersucht in Abhängigkeit verschiedener Erwerbskonstellationen wie sich Mann und Frau Sorge-Aufgaben teilen. Demnach verringert sich bei geflüchteten Paaren der Gender Care Gap, wenn neben dem Mann auch die Frau erwerbstätig ist. Der Gender Care Gap bezeichnet den Unterschied der Zeit, den Frauen und Männer für unbezahlte Sorgearbeit wie Kindererziehung, Pflege von Angehörigen, Hausarbeit oder Ehrenamt aufwenden. Frauen verrichten pro Tag im Durchschnitt 52,4 Prozent mehr Zeit für unbezahlte Sorgearbeit als Männer. Dieser Unterschied wird als "Gender Care Gap" bezeichnet. Der Unterschied schrumpft, wenn beide erwerbstätig sind.

Hohes Fachkräftepotenzial bei Geflüchteten

Die Erkenntnisse beider Studien unterstreichen, dass die Politik weiterhin in die Arbeitsmarktintegration investieren sollte. Es gibt unter Geflüchteten ein großes Fachkräftepotenzial, das noch nicht ausgeschöpft wird. Dies sollten Unternehmen auch nutzen, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Voraussetzung sind ausreichende Qualifizierungsmaßnahmen. Neben Sprachkursen sowie Aus- und Weiterbildungen sei aber eine vereinfachte Anerkennung von Berufsabschlüssen wichtig und darüber hinaus auch ein ausreichendes Angebot an Kita- und anderen Betreuungsplätzen.

 

Quelle: Pressemitteilung ZVDH, 23. Februar 2024