SHT Presseinformation - Konjunkturflaute im sächsischen Handwerk hält an
Sächsischer Handwerkstag: Kaum Anzeichen von Wirtschaftsbelebung – Zustand der Bundesregierung sorgt für Verunsicherung
Die Stimmung im sächsischen Handwerk bleibt eingetrübt. Ein Konjunkturauftrieb bei der „Wirtschaftsmacht von nebenan“ ist nicht in Sicht, auch wenn eine weitere Talfahrt inzwischen gestoppt zu sein scheint. Schwindende Aufträge, hohe Rohstoff-, Material- und Energiepreise sowie steigende Lohnnebenkosten und bürokratische Hürden setzen Handwerksunternehmen nach wie vor zu.
Auch wenn Handwerker vielfach noch von Altaufträgen zehren, sind Unternehmer bezüglich künftiger Geschäftserwartungen verunsichert. „Als große Bremse für eine Wirtschaftsbelebung erweist sich der kritische Zustand der Bundesregierung. Niemand kann derzeit sagen, ob und – wenn ja – inwiefern das von der Ampel auf den Weg gebrachte Wachstumspaket überhaupt noch Wirkung entfalten wird. Eine Hängepartie aber können wir uns trotz Ampel-Aus nicht leisten“, erklärte Handwerkstag-Geschäftsführer Andreas Brzezinski am Montag in Dresden.
Dem Herbst-Konjunkturbericht 2024 zufolge bewertet – wie schon im Vorjahreszeitraum – über alle Gewerbegruppen hinweg knapp die Hälfte der Befragten (47 Prozent) die Geschäftslage (Umsatz, Preise, Aufträge) mit gut, 38 Prozent mit befriedigend, 15 Prozent mit schlecht (Herbst 2023 mit gut: 47; befriedigend: 39; schlecht: 14 Prozent). Zurückhaltend äußern sich Handwerker zu Geschäftsaussichten für die nächsten Wochen: Mit besseren bzw. gleichbleibenden Geschäften rechnen 7 bzw. 68 Prozent der Betriebe; ein Viertel der Befragten erwartet eine Verschlechterung.
Gegenüber dem Vorjahr nahezu unverändert ist die Geschäftslage bei Betrieben des Bauhauptgewerbes sowie bei denen des Ausbaugewerbes. In den Zweigen Bau- bzw. Ausbaugewerbe benoten Unternehmen die Geschäftslage zu 18 bzw. 13 Prozent (Herbst 2023: 17 und 10) mit schlecht/verschlechtert, 39 bzw. 34 Prozent mit befriedigend (2023: 42 und 35) sowie zu 43 bzw. 53 Prozent (2023: 41 bzw. 55 Prozent) mit gut.
Merklich verschlechtert hat sich die Lage bei Handwerkern, die für den gewerblichen Bedarf (Feinwerkmechaniker, Elektromaschinenbauer, Metallbauer) produzieren, während Lebensmittelhandwerker (Bäcker, Konditoren, Fleischer) sowie Gesundheitshandwerker (Augenoptiker, Hörakustiker) gegenüber dem Vorjahr einen Aufwärtstrend verzeichnen.
Weitgehend auf Vorjahresniveau verharrt die Beschäftigtenzahl im Handwerk. Vor dem Hintergrund eines anhaltenden Fachkräftemangels geben nahezu Dreiviertel der Befragten (72 Prozent - 2023: 69 Prozent) an, den Personalbestand stabil gehalten zu haben. Auf eine Ausweitung des Personals verweisen 11 Prozent der befragten Firmen (vor allem Lebensmittelgewerbe, Bauhauptgewerbe). 17 Prozent der Firmen (2023: 19) geben Personalabbau an, darunter im Gesundheitssektor.
Zum Vorjahresniveau weitgehend unverändert ist die Entwicklung bei Umsätzen und Verkaufspreisen für handwerkliche Produkte und Dienstleistungen. 55 Prozent der Befragten (2023: 51) verweisen beim Umsatz auf Vorjahreswerte; ein Fünftel (2023: 22 Prozent) kommt auf Zuwächse. Umsatzrückgänge entfallen auf ein Viertel der befragten Firmen (2023: 27 Prozent), hier auffallend stark bei Handwerken für den gewerblichen Bedarf.
Das Erscheinungsbild bei Verkaufspreisen: Lediglich noch 34 Prozent der befragten Betriebe (2023: 47) haben nach eigener Auskunft höhere Preise am Markt durchsetzen können. Mit 59 Prozent (2023: 47) melden jetzt mehr als die Hälfte der befragten Betriebe, Preise wie im Vorjahr kalkuliert zu haben.
Gegenüber Herbst 2023 rückläufig stellt sich die Lage bei Auftragseingängen/Auftragsbestand im gesamten Sachsen-Handwerk dar. 12 Prozent der Firmen melden Zuwächse (2023: 11); für 56 Prozent (2023: 63) der Befragten liegt die aktuelle Auftragslage auf Vorjahresniveau. Mit inzwischen 32 Prozent konstatiert nahezu ein Drittel der Befragten (2023: 26 Prozent) gesunkene Auftragseingänge.
Über alle Gewerbegruppen hinweg beläuft sich die Auftragsreichweite im Handwerk aktuell auf durchschnittlich 9,6 Wochen. Im Herbst 2023 belief sich der Wert im Schnitt noch auf 10,9 Wochen.
Zu erwarteten Auftragseingängen: Verhalten-zuversichtlich (mehr oder gleichbleibend) äußern sich 72 Prozent (Herbst 2023: 65) der befragten Handwerksbetriebe. 28 Prozent der Betriebe gehen bei Neu-Auftragseingängen von (weiteren) Abstrichen aus (2023: 35).
Investitionen in Ausstattung und Ausrüstungen bleiben für Handwerksunternehmer wichtig. Laut aktuellem Konjunkturbericht kalkulieren für Ersatz- bzw. Neuinvestitionen 12 Prozent der Betriebe mehr Mittel, während sich 53 Prozent der Firmen am Budget des Vorjahres orientieren. 35 Prozent der Firmen (2023: 43) wollen weniger Mittel bereitstellen.
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An der Herbst-Konjunkturumfrage im Sachsen-Handwerk 2024 – durchgeführt von den Handwerkskammern – beteiligten sich 1.467 von insgesamt 6.653 angeschriebenen Unternehmen. Die Rücklaufquote beläuft sich damit auf 20 Prozent.
Quelle: SHT, 11. November 2024