Titelbild zum News-Artikel LIV DDH Sachsen - Ausgabe 33/2024 - „SCHAU REIN! – Die Woche der offenen Unternehmen“ vom 17.-22.03.2025

LIV DDH Sachsen - Ausgabe 33/2024 - „SCHAU REIN! – Die Woche der offenen Unternehmen“ vom 17.-22.03.2025

18.09.2024
Thomas Münch

Über verschiedene Kanäle sowohl im Radio, als auch online, wird über die Ergebnisse einer Studie der Bertelsmann Stiftung „Klima-Jobs erfordern zusätzliche Kompetenzen“ berichtet. In dieser wurden 2,67 Millionen Online-Stellenanzeigen aus dem Zeitraum von 2019 bis Mitte 2023 einer computerlinguistischen Analyse unterzogen. Diese Analyse vergleicht die im Bereich erneuerbare Energien geforderten fachlichen und transversalen (übertragbaren) Kompetenzen mit der entsprechenden Nachfrage in anderen Branchen.

Aufgrund dieser Auswertung ziehen die Verfasser der Studie u.a. folgendes Fazit:

„Für die Montage von Photovoltaik-Modulen gibt es keine eigenständige Ausbildung. Sie wird zumeist von ausgebildeten Dachdecker:innen übernommen. Idealerweise haben die Fachkräfte (bspw. aus den Bereichen Anlagenmechanik, Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik oder auch Dachdeckerei und Fassadenbau) eine Weiterbildung zur Solateur:in absolviert. Möglich wäre auch, dass Geringqualifizierte über Teilqualifikationen hierfür fit gemacht werden. Das ist sinnvoll, da für den Bereich Solarenergie spezifische Fachkenntnisse gefordert werden.“

Und:

„Denn bei den Stellenanzeigen mit konkretem Bezug zur Wind- und Solarenergie zeigt sich, dass mit Blick auf die klassischen Berufe (wie Fachkräfte für Dachdeckerei oder Elektromaschinentechnik) häufig andere fachliche Kompetenzanforderungen verlangt werden als im branchenübergreifenden Vergleich. Gleichzeitig gibt es bislang keine eigenständigen Ausbildungen für z. B. die Montage von Photovoltaik-Modulen. Hier greifen die Betriebe auf Fachkräfte für Dachdeckerei und für Sanitär-, Heizungs-und Klimatechnik zurück. Auch ungelernte Arbeitskräfte, die hier nicht analysiert werden, sind ein wichtiges Potenzial. Gerade im Bereich Solarenergie spielt die Qualifizierung von Ungelernten und Fachkräften zur Solateur:in für die Montage von Solarmodulen eine wichtige Rolle. Insbesondere bei der Qualifizierung von Geringqualifizierten sollte geprüft werden, inwiefern vermehrt Teilqualifikationen eingesetzt werden können. Sie ermöglichen eine schnelle Einsatzfähigkeit und perspektivisch den Erwerb eines Berufsabschlusses. Daneben gilt es, über eine modulare Qualifikation auch Quereinsteiger:innen den Einstieg zu ermöglichen.“


„Menschen mit demselben Beruf brauchen bisweilen sehr unterschiedliche Kompetenzen, je nachdem, ob sie in traditionellen Einsatzfeldern oder in Bereichen der Energiewende beschäftigt sind. Dachdecker:innen zum Beispiel, die bislang meisterhaft Einfamilienhäuser mit Dachpfannen gedeckt und Fabrikdächer wetterfest gemacht haben, sind nicht automatisch für das Installieren von Photovoltaik-Anlagen qualifiziert. Dabei spielen Dachdecker:innen für die Energiewende eine zentrale Rolle. Denn bereits heute wird jede:r vierte Dachdecker:in von Solarunternehmen gesucht – Tendenz steigend. Zwar können Auszubildende seit 2016 als einen von fünf Schwerpunkten "Energietechnik an Dach und Wand" wählen. "Aber das reicht nicht. Auch Dachdecker:innen, die ihre Ausbildung vor 2016 abgeschlossen haben und Solaranlagen installieren wollen, müssen zusätzliche Kompetenzen erwerben", sagt Arbeitsmarktexpertin Jana Fingerhut. "Je schneller diese Kompetenzen erlernt werden, desto eher werden wir unabhängig von der Einfuhr teurer, knapper und klimaschädlicher fossiler Energieträger."


Kommentar vom ZVDH:
Abgesehen davon, dass die Aussagen und das Fazit, die in dieser Studie gezogen werden, sachlich falsch sind, ist auch die wissenschaftliche Herangehensweise aus unserer Sicht fragwürdig. Es ist nicht nachvollziehbar, inwiefern aufgrund einer computerlinguistischen Analyse von Stellenanzeigen auf die Kompetenz und die fachliche Eignung der gesuchten Mitarbeitenden geschlossen werden kann. Auch die Zusammensetzung des Expertenrats lässt Fragen offen. Wieso wurden weder der Elektroverband noch wir als Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks eingeladen, um an diesem Workshop teilzunehmen? Zudem widerspricht dieses Fazit eindeutig der Kompetenzanalyse, die in den Arbeitsgruppen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klima (BMWK) entstanden ist.


Fazit der FACH-AG zur Fachkräftequalifikation Klimaschutzberufe im Handwerk (BMWK) Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klima (BMWK) und der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) haben bereits im Sommer 2022 gemeinsam eine Fach-AG ins Leben gerufen, die das Ziel verfolgt hat, zusammen mit den Fachverbänden der für die Umsetzung der Klimaschutz- und Energiewendemaßnahmen relevanten Gewerke und unter wissenschaftlicher Begleitung zunächst bestehende Kompetenz- und daraus folgende Qualifikationsbedarfe für konkret erforderliche Tätigkeiten zu identifizieren. Darauf aufbauend wurden Handlungsoptionen abgeleitet, durch welche die identifizierten Bedarfe adressiert werden konnten.


Aus der AG-Arbeit hat sich hinsichtlich der bestehenden Kompetenz- und Qualifikationsbedarfe im Dachdeckerhandwerk folgendes Bild ergeben:
Die Analyse für die beiden Cluster „Einbau und Instandhaltung PV-Anlage auf Gebäudedächern“ sowie „Einbau und Instandhaltung PV-Anlage in Gebäudefassaden“ hat gezeigt, dass eine hinreichende Qualifizierung in diesen beiden Tätigkeitsclustern bereits weitgehend vorliegt. Gerade für das Dachdeckerhandwerk wurde festgestellt, dass die verfügbaren Instrumente ausreichend sind, um den Qualifikationsbedarf zu decken. Dennoch haben wir, um den Markthochlauf auch unter Aspekten des Marketings sinnvoll zu begleiten, auch weitere Instrumente wie den Photovoltaik-Manager im Dachdeckerhandwerk und die freiwillige und kostenfreie Woche der Weiterbildung im Bereich der Energietechnik für alle Auszubildenden geschaffen.

Da das Interesse der Medien derzeit groß ist, hat der ZVDH ein paar Hintergrundinformationen (siehe Anlage) zusammengestellt, damit Sie bei entsprechenden Anfragen schnell reagieren können. Weiterhin wird der ZVDH alle ihm zur Verfügung stehenden Kanäle nutzen und eine fach- und sachkundige Gegendarstellung verbreiten.

LIV_RS_33/2024

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